Montag, 6. September 2010

Ich nehme Antwort C: "Holz"

Schon mal vom 6-jährigen Kind gefragt worden: "Papa, was arbeitest du im Büro eigentlich?". Bemerkenswert, wer dann kindgerecht erklären kann, wozu diese vielen Synergien-Potential-Opportunity-Management-Performance-Risiko-Indikatoren-Scorecard-Steuerung-Kontroll-Matrix-Bemühungen gut sind und was das genaue Ergebnis davon ist. Wie bringt man seine Arbeit den Kleinen (und auch nicht so Kleinen) näher? 
Mit gemeinsamen SWOT-Analysen im Familienkreis? Nein, das ist kein unterhaltsamer Zeitvertreib. Vorgemalte Demingcycles? Nein, die verwenden Kinder im besten Fall als langweiliges Mandala. Implementierung eines familieninternen Kontroll- und Kennzahlsystems? Das führt eher zum Verlust der familiären Harmonie, zu Scheidung, Vereinsamung und völliger Verwahrlosung.
Bevor man nun sein fröhliches Gemüt von einem aufkeimenden Glauben an die Bedeutungslosigkeit eines modernen Bürojobs in einer Dienstleistungsbranche trüben lässt, kann man auf mehrere Arten gegensteuern:

A. Man passt sein Weltbild einfach einer irrationalen Arbeitswelt an, sprich: man erklärt das Ist zum Soll, und schon lebt in einer scheinbar perfekten Welt. (Dies ist übrigens ein eleganter Kniff, mit dem Unternehmen selbst ihre eigenen Zielvorgaben erreichen, indem sie - anstatt sich zu verbessern - die Abweichung zum neuen Ziel erklären.)
B. Man wirft alles hin, steigt aus, lässt die moderne Gesellschaft hinter sich und fröhnt schafezüchend in Neuseeland seinem ganz persönlichen Existentialismus.
C. Oder man sucht sich ein Hobby, bei dem man die Früchte seiner Arbeit auch wirklich sehen und anfassen kann: Holzwerken zum Beispiel! Das verstehen auch die Kinder!

Ich habe Tür 3 gewählt und so hat es bei mir begonnen, genauer: beginnt es eben. Die gestalterische Beschäftigung mit mit dem angenehmen, natürlichen Werkstoff Holz und einem fühlbaren, anfassbaren, dauerhaften, "realen" Ergebnis ist ein adäquater Ausgleich zu der "virtuellen" Beschäftigung eines Bürohengstes.

1 Kommentar:

  1. Hallo Rainer,
    Noch selten habe ich einen so interessanten und gut formulierten ersten Blogeintrag gelesen.

    Weiter so, dein Tisch gefällt mir ausnehmend gut.
    Veronika (die immer wieder mit allen drei Türen liebäugelt ;-)

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