Es sollte Eiche und Mahagoni verwendet werden. Zum einen hatte ich von beiden noch Material, und zum anderen gefällt mir der Kontrast sehr gut.
Und dann ging es auch schon los.
Das Gestell
Wie aus der Skizze schon ersichtlich, handelt es sich um eine Rahmen-/Füllungskonstruktion und so begann ich mit dem Rahmen.Das Mahagoni stammt aus alten Treppenstufen und es war gar nicht so leicht, ausreichend lange Stücke (für die Längszargen) heraus zu sägen.
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Die unteren Zargen des Gestells wurden mittels Schlitz und Zapfen miteinander verbunden. Bei den oberen Zargen verwendete ich eine Gratverbindung.
Dann konnte ich das Gestell schon probehalber zusammenstecken. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch nicht sicher, ob ich lange Seiten durchgehend lassen sollte oder (wie auf der Skizze) mit senkrechten Streben unterbrechen sollte.
Ich stellte die beiden Varianten provisorisch gegenüber:
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Die Zapfen der Querstreben sind etwas kurz geraten. Ich hatte vergessen, dass in den Zargen ja die Nut für die Füllungen ist und die Zapfen daher tiefer in die Zargen reichen müssen. Es hätte zwar wohl schon gehalten (ist ja kein tragender Teil) aber dennoch etwas ärgerlich. Und weil mir ein "es wird wohl halten" nicht ausreicht, durfte sich dann auch noch die Domino XL in diesem Projekt verewigen und die Zapfen verlängern.
Die Platte
Nun kam die Eiche dran. Mmmh... dieser Duft beim Hobeln und Sägen - ich mag Eiche!Hobel-Lehrgeld
Nach dem Aushobeln und Verleimen kamen meine neuen Handhobel erstmals zum Einsatz. Hier musste ich erstmal Lehrgeld zahlen. Zum einen produzierte ich anfangs unschöne Ausrisse, trotz penibel geschärften Eisens und engem Hobelmaul. Da die Platte wechselnde Faserrichtungen aufweist, konnte ich auch mit der Hobelrichtung nicht viel ausrichten. Zum anderen stumpften die Schneiden extrem schnell ab. Das erschreckte mich besonders, weil ich mir die Eisen mit dem von Veritas besonders angepriesenen PVM-11-Stahl zulegte und hohe Erwartungen an die Standfestigkeit der Schneiden hatte.
Ich versuchte es mit einem steileren Winkel der Schneide und schliff 30° (=Schnittwinkel 42°) an statt der ausgelieferten 25°. Das half nicht viel, in keiner Beziehung. Ziemlich gefrustet ob der lausigen Ergebnisse der nicht gerade billigen Hobel dachte ich mir: "Eh schon wurscht, jetzt schleifst die Schneide nochmal um, auf 38° (50° Schnittwinkel), auch wenn man angeblich nur bei eher schwierigen Hölzern macht (habe ich gelesen)". Und dann? Ja dann funktionierte es plötzlich tadellos. Ausrisse gab es nur noch an sehr schwierigen Stellen, und auch dann waren sie sehr klein. Und die Schärfe hält jetzt auch tadellos! Kann ich nur empfehlen.
Platte stabiliseren
Wie es ein Deckel nun mal so auf sich hat, liegt er einfach nur auf dem drauf, was er abdeckt. Außer dem Schanier gibt es keine Verbindung mit dem Möbel darunter und somit nichts, was die Platte daran hindern könnte, im Lauf der Zeit zu schüsseln oder sich zu verwinden. Daher haben unsere klugen Ahnen Wege gefunden, dem entgegen zu wirken - wie z.B. die Hirnleiste.
Damit kann man eine Vollholzplatte gut stabilisieren und man es gut als optisches Element in Szene setzen. Daher kommt hier wieder die Kontrastfarbe Mahagoni zum Einsatz.
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Füllungen
Die Füllungen sind ganz einfach gehalten. Die Abplattung zum Einsetzen in die Nuten des Gestells sind schlichte Falze ohne Schmuck. Ich wollte auf jeden Schnörkel an dieser Stelle verzichten.Die Grifflösung
Eine Besonderheit gibt es dann aber doch, nämlich bei den beiden Seitenteilen.
Eine Truhe braucht schließlich Griffe. Denn erstens kann man sie so besser tragen und zweitens entflieht sie erst durch die Tragegriffe dem "Kisten-Look" und erlangt den richtigen "Truhen-Look".
Tragegriffe an einer Truhe gehören an die Seitenteile. Aber diese sind bei meinem Entwurf nur Füllungen, d.h. nicht so massiv wie ein tragender Teil und nicht wirklich geeignet, das ganze Gewicht der Truhe über die Nuten abzugeben, in denen sie lose drinnenliegen.
Meine Lösung: zuerst wurde die Füllung an der Stelle, an die später die Griffe kommen sollten, aufgedoppelt. Damit gibt es genug Fleisch, um die Griffe stabil zu montieren, ohne dass sie im schlimmsten Fall aus der Füllung herausbrechen, wenn mal jemand ungestüm anreißt.
Dann kommen noch Dominos in die Füllung, die damit nicht lose in den Nuten liegen, sondern fest und stabil mit dem Gestell verbunden sind. Die Kräfte beim Anheben werden von den Griffen damit direkt ins Gestell geleitet.
Zusammenbau
Damit alles noch viel besser hält und weil es - wie ich finde - gut aussieht, werden alle Verbindungen mit einem Holzdübel gesichert.
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Die Dübel wurden aus Eiche selbst hergestellt. Eine dünne Leiste wurde zuerst ausgesägt, mit einem kleinen Handhobel zu einem Achteck gehobelt, danach durch ein Dübeleisen gehämmert und schon war's rund.
Und so fixieren diese Dübel dann alle Verbindungen:
Deckelsicherung
Um den Deckel im offenen Zustand zu halten, habe ich eine einfache und zugleich günstige Lösung verwendet: eine Schnur, die mit Holzklötzen geklemmt ist und somit jederzeit austauschbar ist.
Der Boden
Für den Boden habe ich rundherum Auflageleisten angeleimt - verstärkt mit Lamellos - und den Boden von unten verschraubt.
Der Boden selbst besteht aus Sperrholz, damit es keine Probleme mit Dimensionsänderungen über die Saisonwechsel gibt.
Das fertige Werk
Für die Oberflächenbehandlung verwendete ich reines Tungöl, vermischt mit etwas Orangenöl. Riecht gut (mit dem Orangenöl), sieht auch ganz gut aus, braucht aber ewig zum Trocknen. Zum Glück lagen zwischen der Fertigstellung und der Hochzeit noch ca. 4 warme Sommerwochen.Die Ölmischung ist 100% natürlich, ob sie aber in den Eigenschaften einen Vorteil zu fertigen (Hart-)Ölen hat, kann ich nicht beurteilen.
Und so sieht es nun fertig aus:
Die Truhe wurde mittlerweile dem frischvermählten Ehepaar überreicht und möge sie lange begleiten.