Samstag, 7. Dezember 2013

Truhe

Eine Hochzeit von Freunden stand an. Was liegt näher, als was Schönes aus Holz als Hochzeitsgeschenk zu bauen? Es bildete sich die Idee einer Truhe heraus und ich begann, in Sketchup einen Entwurf herauszuarbeiten. Nach einigen Revisionen endete ich schließlich hier:


Es sollte Eiche und Mahagoni verwendet werden. Zum einen hatte ich von beiden noch Material, und zum anderen gefällt mir der Kontrast sehr gut.
Und dann ging es auch schon los.

Das Gestell

Wie aus der Skizze schon ersichtlich, handelt es sich um eine Rahmen-/Füllungskonstruktion und so begann ich mit dem Rahmen.
Das Mahagoni stammt aus alten Treppenstufen und es war gar nicht so leicht, ausreichend lange Stücke (für die Längszargen) heraus zu sägen.

Für die Beine wurden je 2 Stücke verleimt, um die nötige Dicke zu erhalten.
Die fertigen auf Maß gehobelten und gesägte Stücke für das Gestell.

Die unteren Zargen des Gestells wurden mittels Schlitz und Zapfen miteinander verbunden. Bei den oberen Zargen verwendete ich eine Gratverbindung.

Fräsen der Gratfeder
Fräsen der Gratnut. Zuvor wurde das meiste mit einem Nutfräser entfernt, um dem Zinkenfräser die Arbeit zu erleichtern.
Die fertige Verbindung der oberen Zargen.
Die Zapfen der unteren Zargen wurden auf der Kreissäge grob vorgeschnitten...
...und mit dem Fräser gesäubert.
Die Schlitze wurden mit dem Nutfräser vorgearbeitet, und mit dem Stemmeisen auf die nötige Tiefe gebracht. Also auch "echte" Handarbeit zwischen den Maschinengängen ;)


Dann konnte ich das Gestell schon probehalber zusammenstecken. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch nicht sicher, ob ich lange Seiten durchgehend lassen sollte oder (wie auf der Skizze) mit senkrechten Streben unterbrechen sollte.
Ich stellte die beiden Varianten provisorisch gegenüber:

Ohne...
...und mit Querstreben.
Das Gestell alleine hätte mir ja auch ohne Querstreben gefallen. Aber ich die Front hätte so eine - für meinen Geschmack - für dieses Möbel zu große durchgängige Holzfläche gehabt. Ich befürchtete, dass die große Eichenfüllung so zu dominant gegen den Mahagonirahmen geworden wäre. Ich entschied mich also, den ursprünglichen Entwurf beizubehalten. Ob alle so entschieden hätten?


Die Zapfen der Querstreben sind etwas kurz geraten. Ich hatte vergessen, dass in den Zargen ja die Nut für die Füllungen ist und die Zapfen daher tiefer in die Zargen reichen müssen. Es hätte zwar wohl schon gehalten (ist ja kein tragender Teil) aber dennoch etwas ärgerlich. Und weil mir ein "es wird wohl halten" nicht ausreicht, durfte sich dann auch noch die Domino XL in diesem Projekt verewigen und die Zapfen verlängern.

Die Platte

Nun kam die Eiche dran. Mmmh... dieser Duft beim Hobeln und Sägen - ich mag Eiche!


Hobel-Lehrgeld
Nach dem Aushobeln und Verleimen kamen meine neuen Handhobel erstmals zum Einsatz. Hier musste ich erstmal Lehrgeld zahlen. Zum einen produzierte ich anfangs unschöne Ausrisse, trotz penibel geschärften Eisens und engem Hobelmaul. Da die Platte wechselnde Faserrichtungen aufweist, konnte ich auch mit der Hobelrichtung nicht viel ausrichten. Zum anderen stumpften die Schneiden extrem schnell ab. Das erschreckte mich besonders, weil ich mir die Eisen mit dem von Veritas besonders angepriesenen PVM-11-Stahl zulegte und hohe Erwartungen an die Standfestigkeit der Schneiden hatte.
Ich versuchte es mit einem steileren Winkel der Schneide und schliff 30° (=Schnittwinkel 42°) an statt der ausgelieferten 25°. Das half nicht viel, in keiner Beziehung. Ziemlich gefrustet ob der lausigen Ergebnisse der nicht gerade billigen Hobel dachte ich mir: "Eh schon wurscht, jetzt schleifst die Schneide nochmal um, auf 38° (50° Schnittwinkel), auch wenn man angeblich nur bei eher schwierigen Hölzern macht (habe ich gelesen)". Und dann? Ja dann funktionierte es plötzlich tadellos. Ausrisse gab es nur noch an sehr schwierigen Stellen, und auch dann waren sie sehr klein. Und die Schärfe hält jetzt auch tadellos! Kann ich nur empfehlen.

Platte stabiliseren
Wie es ein Deckel nun mal so auf sich hat, liegt er einfach nur auf dem drauf, was er abdeckt. Außer dem Schanier gibt es keine Verbindung mit dem Möbel darunter und somit nichts, was die Platte daran hindern könnte, im Lauf der Zeit zu schüsseln oder sich zu verwinden. Daher haben unsere klugen Ahnen Wege gefunden, dem entgegen zu wirken - wie z.B. die Hirnleiste.
Damit kann man eine Vollholzplatte gut stabilisieren und man es gut als optisches Element in Szene setzen. Daher kommt hier wieder die Kontrastfarbe Mahagoni zum Einsatz.
Nicht durchgehende Nuten fräsen. Die Leisten werden zwangsgeführt, damit sie beim Einsatzfräsen nicht auf die Idee kommen, abzuhauen.
Über eine entsprechende Feder an der Platte gestülpt und mit Dübeln verbunden (nur einer wird dabei verleimt) soll die Platte gerade bleiben und kann trotzdem arbeiten (Langlöcher in der Feder nicht vergessen).

Füllungen

Die Füllungen sind ganz einfach gehalten. Die Abplattung zum Einsetzen in die Nuten des Gestells sind schlichte Falze ohne Schmuck. Ich wollte auf jeden Schnörkel an dieser Stelle verzichten.


Die Grifflösung
Eine Besonderheit gibt es dann aber doch, nämlich bei den beiden Seitenteilen.
Eine Truhe braucht schließlich Griffe. Denn erstens kann man sie so besser tragen und zweitens entflieht sie erst durch die Tragegriffe dem "Kisten-Look" und erlangt den richtigen "Truhen-Look".
Tragegriffe an einer Truhe gehören an die Seitenteile. Aber diese sind bei meinem Entwurf nur Füllungen, d.h. nicht so massiv wie ein tragender Teil und nicht wirklich geeignet, das ganze Gewicht der Truhe über die Nuten abzugeben, in denen sie lose drinnenliegen.
Meine Lösung: zuerst wurde die Füllung an der Stelle, an die später die Griffe kommen sollten, aufgedoppelt. Damit gibt es genug Fleisch, um die Griffe stabil zu montieren, ohne dass sie im schlimmsten Fall aus der Füllung herausbrechen, wenn mal jemand ungestüm anreißt.
Dann kommen noch Dominos in die Füllung, die damit nicht lose in den Nuten liegen, sondern fest und stabil mit dem Gestell verbunden sind. Die Kräfte beim Anheben werden von den Griffen damit direkt ins Gestell geleitet.



Zusammenbau

Damit alles noch viel besser hält und weil es - wie ich finde - gut aussieht, werden alle Verbindungen mit einem Holzdübel gesichert.

Danach wurde an die Beine noch ein Schwung angefräst, zwecks Optik.

Die Dübel wurden aus Eiche selbst hergestellt. Eine dünne Leiste wurde zuerst ausgesägt, mit einem kleinen Handhobel zu einem Achteck gehobelt, danach durch ein Dübeleisen gehämmert und schon war's rund.


Und so fixieren diese Dübel dann alle Verbindungen:

Deckelsicherung
Um den Deckel im offenen Zustand zu halten, habe ich eine einfache und zugleich günstige Lösung verwendet: eine Schnur, die mit Holzklötzen geklemmt ist und somit jederzeit austauschbar ist.


Der Boden
Für den Boden habe ich rundherum Auflageleisten angeleimt - verstärkt mit Lamellos - und den Boden von unten verschraubt.
Der Boden selbst besteht aus Sperrholz, damit es keine Probleme mit Dimensionsänderungen über die Saisonwechsel gibt.



Das fertige Werk

Für die Oberflächenbehandlung verwendete ich reines Tungöl, vermischt mit etwas Orangenöl. Riecht gut (mit dem Orangenöl), sieht auch ganz gut aus, braucht aber ewig zum Trocknen. Zum Glück lagen zwischen der Fertigstellung und der Hochzeit noch ca. 4 warme Sommerwochen.
Die Ölmischung ist 100% natürlich, ob sie aber in den Eigenschaften einen Vorteil zu fertigen (Hart-)Ölen hat, kann ich nicht beurteilen.

Und so sieht es nun fertig aus:



Die Truhe wurde mittlerweile dem frischvermählten Ehepaar überreicht und möge sie lange begleiten.

Montag, 20. Mai 2013

Notenständer

Diesmal ging es mal um etwas anderes als Tische oder ähnliches: ein Notenständer!
Mein Kind lernt Geigespielen und als kleinen Motivationsschub wollte ich etwas Eleganteres schaffen als das öde, wackelige 10€-Metallteil, das sie vorher hatte.

Nach tagelanger Inspirationssuche im Web und langem Hin- und Herwälzen, wie die Mechanismen zur Verstellung der Höhe und der Neigung wohl am geschicktesten zu machen wären, begann ich den Bau. Wie immer - das bekommt schon Tradition - ohne echten Plan; gerade von der Höhenverstellung hatte ich eine kleine Skizze gemacht.

Vom Bau gibt es diesmal nur wenige Bilder. Ich beginne mit dem Endergebnis:


Die Notenablage besteht aus einem Eiche- und Mahagoni-Mix. Hergestellt wurden die Einzelteile größtenteils auf dem Frästisch.



Der Ständer besteht aus einer Vierkantsäule die aus einem Eichenstück hergestellt ist. Zuerst wird ein Streifen eines Kantholzes abgesägt. Das verbleibende Stück wird genutet und der abgesägte Streifen wieder angeleimt.
So entsteht ein eine hohle Säule mit homogener Maserung an allen Seiten.


Der ausziehbare Teil kann dann in aller Ruhe genau auf die benötigte Dicke gehobelt werden, dass er schön in die Säule gleitet.
Hier sieht man den Teil schon fertig bearbeitet zur Aufnahme der Notenablage.


Nun waren die Beine an der Reihe. An einer Vierkantsäule wäre es am einfachsten gewesen, 4 Beine anzubringen - an jede Seite eines. Doch die Gefahr, dass der Notenständer danach wackelt, ist hoch. Daher sollten es nur 3 Beine werden, die mit einer Schablone angezeichnet wurden.
Die geraden Kanten habe ich mit der Handkreissäge ausgesägt, weil das bei so einem unregelmäßigen Werkstück einfach leichter ist, als das Holz irgendwie im richtigen Winkel über die Tischkreissäge zu schieben.
Die Kurven habe ich mit der Stichsäge grob ausgesägt und danach mit dem Schleifzylinder sauber nachgearbeitet.




Die Beine wurden danach in die Säule eingegratet. Zuvor musste ich die Säule entsprechend bearbeiten, damit ich die 3 Beine sternförmig auf die 4 Seiten der Säule bekomme. Ich habe daher zuerst etwas aufgedoppelt und danach im entsprechenden Winkel wieder etwas abgesägt. Von all dem habe ich leider keine Bilder gemacht. Man kann nur das Ergebnis sehen.

Weiter ging es mit dem Teil, mit dem die Notenauflage mit der höhenverstellbaren Stange verbunden wird und das auch zur Neigungsverstellung dient.
Dieses Stück wurde wiederum eingegratet in den Rücken der Notenauflage.


Der Mechanismus zur Höhenverstellung ist zwar vom Grundprinzip sehr einfach, war aber gar nicht so leicht herzustellen. Es ging um die richtige Dimensionierung und Positionierung aller Teile, damit die Bedienung später leichtgängig und dennoch exakt funktioniert. Daher habe ich zuerst eine kleine Skizze gemacht.
Die Feder stammt aus einer Federzwinge aus dem Baumarkt. Alle anderen Metallteile sind aus Messing. Das sieht, finde ich, nicht nur fein aus, sondern bewahrt mich auch vor etwaigen Problemen mit dem Kontakt von Metall zur Eiche, wo gewöhnliches Eisen bzw. nicht rostfreier Stahl eventuell zu Verfärbungen führen könnte.


So sah der fertige Ständer schließlich aus. Von oben betrachtet sieht man den Messingbolzen, der in die Stange greifen wird.


Damit war das Projekt eigentlich schon abgeschlossen. Es folgte ein Hartöl-Finish.
Alle Mechanismen arbeiten genau so wie erhofft: exakt, leichtgängig und stabil.
Zuletzt sieht man noch den maximalen Höhenunterschied. Bei maximaler Höhe kann auch eine 2-Meter-Person problemlos im stehen die Geige fideln oder die Tuba tröten. Überdurchschnittlicher  Hochwuchs ist in unserer Familie ja eher selten, aber wer weiß, in welche Höhen künftige Generationen wachsen.